Ollis Bootstests:
Creeker (Vergleichs-)Test 2023 für die Big Boys (+/-100kg):
Nachdem ich letztes Jahr mit dem Waka Puffy Steeze (nach wie vor mein Alltagsboot) in Norwegen auf den heftigeren Sachen an dessen Grenzen gestoßen bin, wollte ich für die Saison 2023 wieder ein vollwertiges Wildwasserboot (das ich fast nur im Tessin/ Piemont und Norwegen nutze). Fahrergewicht: 100kg. Target: Fahren im persönlichen Grenzbereich.
Noch im Winter habe ich mir einen Pyranha Scorch L bestellt, da er auf dem Papier, mit dem etwas schlankeren Heck, am ehesten meinen Vorstellungen eines modernen Creekers entsprochen hat. Leider hat der Scorch meine Erwartungen nicht erfüllt. Er ist zwar recht schnell und hat auf den ersten Blick genug Volumen, ist aber komplett tot um die Querachse. Das dreidimensionale Fahren auf der Kante macht mit ihm keinen Spass. Dazu ist die Plattform für 100kg zu schmal um schön hoch aufzuschwimmen. Er ist eher ein Boot für den max. 90 kg Fahrer, der extra Länge und Volumen sucht (das teilt er mir dem Code L). Ich habe ihn „leicht, nach ermessen des Herstellers“ bestellt und er kam mit 22,6kg.
Als nächstes habe ich mir dann wieder einen Waka OG gekauft und bin damit ins Tessin/ Piemont; ohne es zu bereuen. Das Boot schwimmt einfach super mit 100kg auf und bietet mir extremes Vertrauen in schwerstem WW. Allerdings ist er nicht gerade lang und er fährt einfach nicht nach vorne. Nach weiteren Tests habe ich mich für Norwegen dann doch noch mal umentschieden. Er ist mir 21,8kg ein echtes Leichtgewicht, aber auch sehr weich (wie auch meine Puffy Steeze)).
Im Piemont konnte ich eine kurze Testfahrt mit dem Waka Stoke absolvieren. Grundsätzlich ist das ein Boot, dass vom Volumen her passen könnte. Er fährt auch wie er soll: ein guter Kompromiss aus high floating, loose aber trotzdem mehr Speed nach vorne wie ein OG. Allerdings merkt man gerade auf der Kante, dass der Cockpitbereich nicht ganz so gut mit 100kg zurecht kommt wie der OG. Auch Waka weiss, dass der Stoke mit max. 85/90kg optimal beladen ist. Tipp: Wie bei allen Waka: Sitz ein Loch nach hinten montieren.
Direkt im Anschluss konnte ich an der Soca kurz den Drago Rossi DRX testen. Auch der schwimmt sehr gut mit 100kg. Er vereint erstaunlich gut das hoch aufschwimmende loose Fahrverhalten mit guten Speedpotential. Für mich fällt er wg. der Innenausstattung und dem sehr breiten Kniebereich raus (ich bin nur 178cm groß). Wer längere Arme hat kommt damit bestimmt besser klar.
In Hüningen konnte ich kurz einen Dagger Code L testen und war begeistert von: dem steifen Plastik, dem Speed nach vorne und der Möglichkeit das Boot über das Heck zu drehen. Er ist nicht so loose wie andere und muss mehr nach vorne gefahren werden. Grundsätzlich fand ich die Kombi aber so sexy, dass ich mir einen bestellt habe. Als meiner mit „Action“-Outfitting kam (sollte ja leichter sein) war ich erst mal von seinen 23,2kg schockiert. Auch das Plastik war weicher als mein Testboot in Hüningen. In Lofer hat sich allerdings herausgestellt, dass mir die Plattform rund um den Körper zu schmal und das Volumen im Cockpitbereich zu gering ist. Auch der Code L scheint mir ein Boot, dass bis gut 90 kg geeignet ist.
Nachdem Matze, Manuel Arnu und andere Bekannte durchweg positiv vom Jackson Gnarvana M überrascht waren, habe ich in den sauren Apfel gebissen und mein bisher teuerstes Kajak, einen Jackson Gnarvana L, gekauft. Der kommt erst einmal mit stolzem 24,1kg daher (Volumen = Gewicht). Der Preis scheint gerechtfertigt, da er der aufwändigste, funktionellste und am liebevollsten gebaute Creeker ist. Er is noch mal einen ticken breiter als der OG, aber nicht so hoch im Sitz- und Kniebereich. Durch die extra Länge ist er einen gutes Stück schneller als der OG, kommt aber mMn nicht ganz an den Code heran. Dafür dreht er noch freier als der OG (das Heck ist in Form-, Rocker- und Volumenwahl sehr gelungen). Er carved und macht nach kurzer Eingewöhnung an die breite Plattform auch Spass beim Kehrwasserzirkeln. Das Gewicht braucht Kraft, aber man bekommt dann auch was zurück. Er ist das Boot, dass mir ein ähnlich sicheres Gefühl wie der OG in passiven Situationen gibt, aber eben auch nach vorne geht und noch trockener fährt. Neben dem OG ist er das einzige Boot das auch noch Reserven für Übernachtgepäck hat. Ich nehme ihn mit nach Norwegen. Schade, dass das Volumen eben auch Gewicht bedeutet. Ich habe eine GuiGui Prod Carbon Prallplatte eingebaut und damit genau 1kg gespart. Mehr Gewichtsersparnis wäre nur durch leichtere Schaumkeile möglich, denn der tiefgezogene Sitz rechtfertigt mMn kein Umbau auf einen Carbonsitz von GuiGui.
Allgemeines zu den Tests:
In den letzten Jahren habe ich (97kg) viele Boote für schweres Wildwasser getestet. Ich habe weder einen Laden noch bekomme ich von Herstellern was geschenkt oder lebe von deren Werbungen. Durch jahrelange Erfahrungen als Bootstester und Designassistent (z. B.: Dagger RPM & Nomad, Necky Switch & Blunt, Spade Kayaks Ace of Spades, Black Jack, Royal Flush, Queen of Hearts) und als Kajaklehrer für schweres WW traue ich mir zu relevante Fahreigenschaften zu definieren und zu erkennen, wann und wo ein Boot für oder gegen den Paddler arbeitet.
Das wichtigste und gleichzeitig das schwierigste im Designprozess an einem Wildwasserkajak ist die sog. Balance um die Quer- und Körperachse. Wo sitzt der Paddler im Kielsprung (und den Flächen am Bootsboden) und in rel. zum breitesten Punkt der Aussennaht (und den Flächen der Bootsseiten)?
Ein gut ausbalanciertes Boot ermöglicht dem Paddler durch Gewichtsverlagerung, Paddelschläge und/ oder Kanten den Bug zu belasten (z.B. durch Kanten bei der Einfahrt ins KW, wenn der Bug mit der KW-Strömung mitgehen soll) oder zu heben (Boofen oder auf Wellen hinauffahren). Ein gut ausbalanciertes Boot fühlt sich auch wendig an, da der Paddler über dem Drehpunkt sitzt und nicht davor oder dahinter. Das Boot kann mit ähnlichem Widerstand an Bug und Heck drehen und fühlt sich so "frei" an.
Jedenfalls hängt gerade von der Balance der Spass beim, für Jedermann notwendigen, Training ab. Dazu muss ein Kajak eine bewusste und aktive Fahrweise unterstützen. Ich habe viele Boote im Garten, länger als ein paar Wochen bleiben aber nur die gut ausbalancierten (ok. und eine Heckschleuder ;-).
Günsitges abscannen bestehender Boote, Computer aided design (CAD) und moderne Frästechnologie ermöglich den Herstellern schnell und ohne Prototypen neue Boote zu schaffen. Doch gerade die großen und kleinen Ausführungen der Boote wirken oft am Computer aufgeblasen, bzw. geschrumpft und kaum auf dem Wasser getestet.
Heckschleudern:
Liquidlogic Braaap (Party): Der Vorreiter der moderen Heckschleudern. Für Fahrer bis max. 85kg ein schmales, slalomesques Boot mit dem man auch steiniges, steileres WW noch gut Paddeln kann. Gute Balance, viel Kielsprung vorne und damit sehr schönes, trockenes Paddeln möglich. Vom unterschneiden her nicht der einfachste und ein echter Rundboden. Damit ist er beim surfen „locked“ und freies Drehen auf den Backsurf ist selbst in brechenden Wellen nicht möglich, auch wenn er durch den Kielsprung vorne und das schmale Heck sehr leicht frontsurft.
Exo Rexy (Party): Der wildwassertauglichste unter den Heckschleudern. Viel Kielsprung vorne und viel Volumen. Damit aber auch der schwierigste beim Unterschneiden. Auch ein recht rundes Unterschiff, dass zwar seinefreundlich und schnell ist, aber auf Wellen nicht gerade frei.
Dagger Axiom (S, M, L): Der Klassiker. Vorweg: alle die einen Axiom besitzen, lieben ihn. Er ist ein sehr benutzerfreundliches Boot, mit toller Sitzposition und leicht zu beherrschenden Fahreigenschaften. Er ist leicht zu unterschneiden und agil. Das tolle, flache Unterschiff macht ihn auch auf Wellen zu einer echten Macht. Sein geringes Gewicht und die S-Größe macht ihn auch bei Jugendlichen und Damen sehr beliebt. Die Downside? Sehr wenig Kielsprung vorne. Damit erfordert Frontsurfen und eine trockene Linie, wenn es wuchtiger oder steiler wird, eine sehr fortgeschrittene Fahrtechnik.
Dagger Rewind (S, M, L): Das Update. Mehr Kielsprung vorne wie der Axiom, aber das gleiche schöne Unterschiff und eine sehr ausgeglichene Balance (wie auch der Axiom). Das Boot das sportliches WW-Fahren mit Spielpotential am besten vereint. Der M geht bis gut 90kg! Nachteile? Der Footprint des Bootes ist sehr lang und schmal. Das macht ihn schnell, aber man braucht auch Platz: Wassertiefe beim Unterschneiden/ Splaten, große Wellen und Walzen usw. Der L ist einfach viel zu lang.
Pyranha Ripper 1 (S, M, L): Der Topseller. Der Ripper ist ein typischer Pyranha. Mit wenig Kielsprung liegt er umgekantet um die Querachse recht tot, wie ein Brett. der Bugrocker ist auch nicht gerade üppig. Das Unterschiff ist modern und loose auf der Welle. So erinnert der Ripper im ersten Moment an den Axiom mit mehr Rocker. Doch das sehr kleine Heck und der schmale Footprint ermöglichen ein trockenes Fahren, wenn man das Boot aktiv nach obern fährt. Das Unterschneiden ist mit dem Ripper am leichtesten von allen Booten, trotzdem wirkt er im WW nicht zu klein hinten. Mit hat der Ripper in der Summe der Eigenschaften (v.a. Sitzposition) damals am besten gefallen. S bis 75kg, M bis 90kg.
Spade Joker: Gelungener Halfslice aus der Feder von Matze Brustmann und Jan Haluszka. Für Paddler zw. 75 und 90 kg ist der Joker ein extrem schnelles, dem Slalomboot ähnliches, Spassboot. Nicht ganz so leicht zu unterschneiden und agil wie ein Ripper, dafür aber viel mehr WW-Boot. Das Boot gleitet schnell an und dreht frei beim Surfen. Nur Sitz und Schenkelstützen polarisieren etwas.
Waka (Puffy-)Steeze: Ein Boot für große und schwere Paddler, sonst kommt man wg. der breiten Kniepartie nicht mal mit dem Paddel ins Wasser. Wer aber 90/95kg oder mehr auf die Waage bringt bekommt hier das fahraktivste Wakaboot bis jetzt. Kein Boot der Neuseeländer hat mir bisher mehr Spass beim KW Fahren gemacht. Das Boot ist viel mehr WW Boot als die anderen Halfslices und für einen guten Freestyler die One-for-All Lösung (schweres WW und Unterschneiden (wenn auch nur mit richtig Druck)). Da kann man sogar über das weiche Plastik und die „Todesschenkelstützen“ hinweg sehen. Aktuell das Boot, dass ich überall fahre.
Waka Goat: Die kleine Version des Steeze. Auch hier bekommt jemand zw. 70 und 85kg ein Boot das alles kann (je leichter desto mehr WW, je schwerer desto mehr Play). Wie auch beim Tuna und beim Steeze hat es Waka wieder einmal geschafft das moderne WW Boot neu zu definieren und viel Kielsprung und sehr viel Volumen (im Vorderschiff) erstaunlich fahrbar zu machen. Im Gegensatz zum Ripper 2 ist der Goat etwas schwerer zu unterschneiden (aber auch mehr WW Boot).
Wildwasserboote: eher flaches Unterschiff (+: wendig, wenig Führung)
Prijon Curve/ Curve Creek: Beide Boote basieren auf dem gleichen Unterschiff. Der Curve 3.0 ist ein ausgeglichenes dynamisches und präzise zu fahrendes Boot, dass lediglich durch seinen hohen Süllrand hinten, die schlechte Ausformung des Süllrandprofils und sine schmale Plattform limitiert wird. Wer also unter 80kg hat und weder Wasserfälle noch extremes Wuchtwasser fährt findet hier ein schönes, haltbares Boot. Der Creek hat die Süllrandproblematiken etwas verbessert und schielt auf sehr steiles WW (!!<80KG!!). Insgesamt wirkt das Konzept aber nicht so schlüssig wie beim 3.0. Der Curve 2.5 scheint leider etwas aus der Balance geraten und wirkt buglastig.
Spade Kayaks Black Jack: Spades zweites Boot ist ein sehr gut ausbalanciertes Boot mit Flachboden für Paddler bis max 85kg. Er übernimmt die populäre Wendigkeit der Wakaboote und kombiniert sie mit einem schlankeren Vorschiff, so dass auch kleinere Paddler steile Schläge, wie man sie z.B. beim Boofen braucht, problemlos funktionieren. Die simple aber funktionelle Ausstattung und das geringe Gewicht haben das Boote sofort sehr beliebt gemacht.
Spade Kayaks Royal Flush: Der "Flasch'"(nicht "Fläsch") ist eines der schnellsten moderen Wildwasserboote am Markt. Entstanden aus der Liebe zum LL Remix hat Spade ein Boot geschaffen, dass auf Wuchtwasser eine absolute Rakete ist. Das Boot lässt sich zudem irre dynamisch durch WW 3-4 zirkeln. Nur in ganz steilen niedervolumigen WW, à la Corsica, ist er nicht zu Hause.
Bliss Stick Tuna: schnell, macht viel Spass im tiefen Wasser. Starke Kanten sowie niedrige Aussennaht hinten machen ihn fast zu aggressiv für einen Allrounder. Fährt ähnlich dem WS Diesel mit Creekbug und -oberschiff. Enge Sitzanlage.
Waka Tuna/ Tutea: ich musste mir dann doch einen kaufen um den Boom, den dieses Boot ausgelöst hat, besser zu verstehen. Tuna und Tutea sind geile Boote und beliebt, weil sie durch einen breiten und stark aufgebogenen Bug sehr trocken fahren. Das machen sie auch, wenn der Boof nicht klappt oder man fahrtechnisch nicht in der Lage ist den Bug zu heben. Die Boote sitzen auf einer großen Fläche hoch auf dem Wasser und sind sehr wendig und gut ausbalanciert. Im Gegenzug haben sie kaum Führung und belohnen einen aktiven Fahrstil kaum. Waka hat das Heck des orig. Tunas etwas aufgeblasen. Dadurch erhöht sich auch der Kielsprung hinten. Das Boot ist nicht mehr so sehr Anfällig am Heck, aber auch bei weitem nicht mehr so schnell.
Waka Tuna 2.0: Etwas größer wie das Original. Mit seiner breiten Plattform schwimmt er sehr hoch auf und ist super wendig. Ein Top Boot mit vielen Reserven, wenn man das Boot nur führen und sich auf die wesentlichen Schläge konzentrieren will. Also nach wie vor eher ein Boot für den passiven Fahrer. Im Vergleich zum Ace ist er ungenau und zu nervös zu fahren. Sitz und Rückengurt sind toll. Die Prallplatte überarbeitet, 300gr. leichter und deutlich wackliger als beim Original. Schenkelstützen und Sitzform ermöglichen keinen sicheren Notausstieg. Optimales Fahrergewicht: 75-90kg
Waka Gangsta: Waka hat für das "Rennboot" die Platform des Tuteas fast 1:1 übernommen und gestreckt. Die Seitenwände haben etwas mehr Flare (zum Unterschiff weiter nach innen gezogen) und das war es. Trotzdem fühlt es sich komplett anders an, als die kleinen Wakas. Es ist ein Boot das selbst mir als 100kg Paddler träge vorkommt, was weniger am Design liegt, sonder dass in dieser Größe wohl eine "kritische Masse" erreicht wird. Trotzdem macht er mir viel Spass, fährt trocken mit Reserven und ist mit meinen Bogenschlägen auch noch zu korrigieren. Die Einbauten ensprechen dem Tuna 2.0. Optimales Fahrergewicht: 85-110kg
Waka OG/ Billy Goat/ Stout: Der OG war Wakas Antwort auf die sehr speziellen Rennboote, die immer schmaler und schneller wurden (9R). Es sollte ein Boot für ultraschweres WW werden. Viel Kielsprung, eine sehr breite Plattform und endlos Volumen. Und tatsächlich ist der OG ein sehr ausbalanciertes Boot geworden, dass unheimlich viel Sicherheiten bietet und sehr trocken läuft. Gleichzeitig bleibt wegen der unglaublichen Größe für die meisten Paddler die Möglichkeit auf der Strecke, das Paddel senkrecht zu führen und der Spass an dynamischen Manövern auf leichterem WW. Ein Boot also, dass top im schweren WW ist, für mich aber kein Allrounder. Der Stout und der Billy Goat sollten die kleine Version des OG werden. Allerdings schwimmt er bei weitem nicht so hoch auf, ist spurtreuer und dadurch nicht so wendig. Seine Beliebtheit hält sich in Grenzen, da er das Waka typische reaktive Paddeln nur bedingt ermöglicht. Der Billy Goat kommt vor allen bei FahrerInnen unter 70kg gut an.
Dagger Mamba 8.6: sehr gelungener Allrounder mit perfekter Balance und hoher Agilität um die Quer und Körperachse (der 8.1 ist noch agiler!). Leider ist der 8.6 zu breit (Unterschiff und Kniebereich) geworden. Die Breite ist in Kombination mit den aggressiven Kanten nix für steiniges Geläuf. Bleischwer. Top Boot, leider ist der 8.1 ist bis max 75kg geeignet und der 8.6 ab 95-100kg.
Pyranha Burn L: unbeweglich um die Querachse und zu breit im Kniebereich fürs Boofen, aggressive Kanten. Warum war das Boot so beliebt?
Zet Director: recht agiler aber charakterloser (weil völlig unbeeindruckt vom Kanteneinsatz) Renn-Tanker, zu breit.
Einige Boote habe ich nicht mehr getestet, da ich ausschliessende Eigenschaften schon am Shape, bzw. nach Probesitzen feststellen konnte:
Jackson Karma L(M): zu breit im Kniebereich, Rückengurt auf Höhe der unteren Rippen
Wildwasserboote: eher Rundboden (+: Spurtreue, Steinkontakt)
Dagger Nomad 8.5: auch nach 10 Jahren noch sehr gelungene Fahreigenschaften: spurstabil und dreht trotzdem super über den Bug. Bis 85-90kg eigentlich die erste Wahl für steiles WW, aber auch erstaunlich berechenbar im Wuchtigen. Im Vergleich zu vielen neueren Booten sehr langsam. Der neue Nomad steht auf einer modernen, etwas breiteren Plattform und ist ein tolles Upgrade. Der Medium ist größer als der alte Nomad 8.5 und der Large ein Boot für den 100kg Mann. Trotz der tollen Fahreigenschaften scheint mir die Zeit der echten Creekboote mit Voluminösem Bug vorbei. Die Ansprüche die ein solches Boot an den Fahrer im wuchtigen WW stellt sind hoch (schwer zu korrigieren).
Liquidlogic Stomper 90: Boofwunder, etwas undefiniertes Fahrern, aber willig, berechenbar und ausbalanciert. Im Vergleich zu vielen neueren Booten sehr langsam.
Liquidlogic Remix 79: Danke LL! Ein Boot das mir sehr viel Spass gemacht hat. Grenzwertig wenig Kielsprung für Steiles, aber schnell, steinkompatibel und präzise. Toller Sitz. Nicht sehr agil um die Quer- und Körperachse aber ausbalanciert.
Waversport Recon 83: unpräzise, unmöglich von vorne zu führen, "kantenneutral" und bleischwer. Zu recht ein Flop.
Lettmann Granate L: Auf Grund der hohen Nachfrage nach diesem Test; hier etwas ausführlicher: das Boot ist schnell und für seinen Speed erstaunlich agil. Allerdings steigt es beim Beschleunigen auch vorne und verliert etwas seine Führung, was ich nicht gerade als angenehm empfand (z.B. beim warten auf den Boofschlag) andere aber als positiv empfinden könnten. Es hat ein recht anfälliges Hinterschiff, dass nachlässiges Umkanten und Oberwasser heftig quittiert. Sensible Paddler trimmen den Sitz nach vorne, dann wird das Boot aber leicht buglastig. Der Kontakt zum Boot über Sitz und Schenkelstütze war sehr gut. Ich habe das Boot mit meinen 98kg deutlich überladen. Aber auch Matze mit 83kg hat die gleichen Eindrücke geschildert. Ich denke mit 75kg ist das Boot optimal beladen. Dann bekommt man ein schnelles, agiles Boot das Spass beim Fahren unter kontrollierten Bedingungen macht, im Grenzbereich aber relativ wenig Sicherheit vermittelt. Bzw. mein Remix hat im direkten Vergleich träge gewirkt, aber eben auch 100% berechenbar und vertrauenserweckend.
Lettmann Granate XL: Echter Tanker, dessen Verwandtschaft zur Granate L v.a. optisch ist. Ein Boot, das auf einer recht breiten Plattform sehr hoch aufschwimmt. Sogar mit meinen knapp 100kg ist viel Bug und Heck über Wasser. Der Balancepunkt ist deutlich nach hinten versetzt. So ist das Boot gar nicht mehr Heckanfällig aber auch tot um die Querachse, heisst, der Bug lässt sich kaum Heben (schwer zu Boofen oder aufzuwippen), das Boot hält aber seinen Speed sehr gut in langsames Wasser (über Stufen) etc. Die Einbauten sind so-lala...
Pyranha 9RLarge: Leider sitzt man in diesem Boot viel zu weit vor dem Balance Punkt. Dadurch ist er schnell und greift super ins KW, aber das war's auch schon. Mit meinem Gewicht (98kg) fährt er nass. Einmal aus dem Ruder ist er nicht mehr zurückzuholen. Die Plattform ist mir zu breit und zu wenig steinefreundlich.
Pyranha 9R: Ich bin zu schwer für dieses Boot. Von aussen schaut er aber deutlich besser ausbalanciert wie sein großer Bruder aus. Auf Grund der geringen Breite ist er er ein sehr geeignetes Boot für leichte Fahrer und Frauen (unter 75kg).
Spade Kayaks Ace of Spades: An dieser Stelle natürlich ein paar Worte zum Boot, dass ich mit Matze Brustmann zusammen entwickelt habe:
Der Balancepunkt des Ace ähnelt dem des perfekt ausbalancierten Mamba sehr. Er liegt minimal weiter hinten, so dass der Ace nicht ganz so steigt, wenn man in langsames Wasser schiesst (Balance Querachse). Damit greift er auch etwas besser ins KW (oder sonstige Querströmungen = Balance Körperachse). Allerdings muss der Ace auf die Kante gelegt werden um vorne zu greifen. Erst dann fällt der Bug. Das heisst wir haben, flach gefahren, ein Boot das recht unbeeindruckt durch Querströmungen fährt. Will man folgen, kantet man.
Das Unterschiff des Aces ist ein sehr gemäßigter Flachboden ohne harte Kanten mit mittelgroßer „Plattform“ (Fläche die den Auftrieb erzeugt). Im Vergleich zu planen Flachbooten mit harter Kante muss der Ace stärker gekantet werden um einen ähnlichen Griff in Querströmungen (z.B. ins KW) zu erzeugen, was ihm aber eben durch diesen Spant sehr leicht von der Hand geht. Der Ace fühlt sich auf Grund des Unterschiffs in steilem, steinigen Geläuf sehr wohl, obwohl seine Wasserlinie und seine Enden eher auf ein Wuchtwasserboot schliessen lassen würden.
Der Ace hat relativ wenig Kielsprung, das macht ihn schnell aber auch nicht gerade leicht zu Boofen. Trotzdem hat das noch niemand bemängelt - im Gegenteil. Das liegt daran, dass wir einen schlanken Kniebereich geschaffen haben und ein effektiver (senkrechter) Boofschlag sehr leicht von der Hand gehen. Viel Kielsprung ganz vorne im Bug ermöglicht eine trockene Fahrt auch wenn der Bug mal etwas tiefer fällt. Wer es beherrscht, kann den Ace auch wunderbar auf der Aussennaht (Kante) aufschaukeln und den Bug auch ohne Boofhilfe nach oben bringen.
Viele bezeichnen den Ace als gutmütig und sofort Wohlfühlen, ohne Eingewöhnung. Was bedeutet das? Berechenbar, treffsicher, intuitiv. (Was will ich mehr? )
Trotzdem habe ich 2015 ich ein Boot gesucht, dass mir mehr Fahrdynamik beim KW Fahren v.a. auf WW 3+ vermittelt. Von Klassikern wir Bliss & RPM bis hin zu Axiom & Braaap bin ich nicht fündig geworden. Am meisten Spass beim „Ballern“ habe ich mit dem Ace. Der Ace hat die Reserven und Manieren in schwerem WW, die wir brauchen um uns am Limit sicher zu fühlen. Mit einer aktiven und betonten Fahrweise, wie sie Matze und ich lieben (wir machen Sport;-), aber auch eine süchtig machende Dynamik.